Die mysteriösen Fundstücke entdeckte Udo Breitenbach, als Schlagzeilen vom Ozonloch und erschreckende Klimaszenarien die Medien beherrschten. Sie erschienen wie ein Menetekel, das genau diese Klimaapokalypsen darstellte: Trostlose entvölkerte Landschaften, ohne Baum und Strauch.
Bei einem Spaziergang zur Burg Hammelburg entdeckte Breitenbach auf einem Tresterhaufen die schwabbeligen Objekte. Die durchweichten Rechtecke aus einem nicht identifizierbaren Material waren zusammengefaltet. Die obere Hälfte von der Sonne getrocknet, die untere vom Trester durchfeuchtet. Ein idealer Nährboden für Bakterienwachstum, das sich unterschiedlich schnell entwickelte. Die feuchten Bereiche waren mit rostfarbenen Strukturen überzogen, die nach dem Trocknen und Pressen sichtbar wurden. So entstanden durch die Natur zeitlose Landschaftsbilder, wie mit einer Lochkamera festgehalten. Lange blieb es rätselhaft, um welches Material es sich handelte, was sich schließlich als Weinfilter entpuppte. So bildete sich durch einen biologischen Prozess vor Ort das ab, was einem fototechnichen Prozess oder der Kunst vorbehalten schien: Abbildungen »Fränkischer Landschaften – After Climate Change«.
Ein ideales Beispiel für die Vorgehensweise des Sammlers und Objekt-Künstlers Udo Breitenbach, der in seinen »sprechenden Fundstücken« Geschichten zu entdecken sucht oder in sie hinein interpretiert. Die Weinfilter sind ein Glücksfall seiner Sammelleidenschaft: Fundstücke, die ohne weitere Veränderungen in einem Ausstellungskontext selbstreferentiell ihre eigene Geschichte erzählen. – Ready Mades.
SpitäleFenster vom 1. September bis 31. Oktober 2020